
Cervezas Isla Verde: Der Gastraum des Restaurants der Hausbrauerei ist nur durch eine Glasscheibe von den Kesseln getrennt, so dass man zusehen kann, wenn Gino braut. Fotos: La Palma 24
Seit 2010 braut Gino de Reuwe seine Cervezas Isla Verde in Tijarafe. Mit großem Erfolg: Gastraum und Biergärten seiner Hausbrauerei sind stets gut besucht, und beim internationalen Wettbewerb der Craft Breweries in Madrid 2017 holten die Ales des auf La Palma lebenden Belgiers unter 120 Konkurrenten zweimal Gold und einmal Silber. Sieben “bierige Babies” hat Gino inzwischen im Programm – darunter auch glutenfreie und sogar ein „ganz normales“ Pils.
Cervezas Isla Verde in Tijarafe:
Gino und seine bierigen Babies
Das dunkle, obergärige Danza del Diablo ist das älteste „Kind“ von Gino: 2010 verkaufte er den „Teufelstanz“ erstmals bei der gleichnamigen Fiesta in Tijarafe – und das Gebräu kam an. Nach diesem Testlauf eröffnete der Belgier 2011 die Cervecería Isla Verde, woraufhin Pícara das Licht der Welt erblickte, und der blonde, obergärige „Schelm“ mundete ebenfalls. Zum populären Karnevalsevent Día de los Indianos 2015 in Santa Cruz de La Palma erschuf Gino schließlich das Weizenbier Indiana, 2016 folgten die beiden Julieta-Töchter – glutenfreie Gerstensäfte in einer blonden und einer dunklen Version. Ende 2017 wurde La Graja Pirípi aus der Taufe gehoben: Der Name „beschwipste Krähe“ weist augenzwinkernd darauf hin, dass das sechs Monate in der Flasche gereife Triple Dark Ale acht Prozent stark ist. Und Anfang 2018 präsentierte der kreative Brauer sein Nesthäkchen – das Isla Verde Natural Craft Pilsen:
Dieses Pils ist nach dem klassischen Rezept des Böhmischen Urpils gebraut und hat nur 4,7 Volumenprozent. Im Gegensatz zu den im Handel erhältlichen wird das „Isla Verde Natural Craft Pilsen“ nicht gefiltert und pasteurisiert. Noch vor einigen Jahren hätte ich es nicht gewagt, ein solches Bier zu brauen. Aber inzwischen verfügen ich und meine Mitarbeiter Jorge und Samuel über viel Erfahrung und auch neue Anlagen, so dass es nun geklappt hat. Wir wollten den typischen Pils-Geschmack erzeugen, und meine Gäste bestätigen, dass wir den getroffen haben.

Zwei der jüngsten Kinder von Gino: Das Isla Verde Natural Craft Pilsen und La Graja Pirípi, deren Etikett die nur auf La Palma lebende Krähenart namens Graja ziert. Foto: Michael Kreikenbom
Auf dem Etikett einiger seiner Hellen und Dunklen sowie auf seinem Logo lässst Gino eine Graja fliegen. Und erklärt, warum er diese nur auf La Palma vorkommende Unterart der Alpenkrähe mit ihrem leuchtendroten Schnabel zum Wappentier erkoren hat:
Die Graja ist ja fast schon so etwas wie ein Symbol für die Isla Bonita und ihre wunderschöne Natur. Außerdem ist sie sehr intelligent und ein bisschen schelmisch – so wie meine Biere (lacht)… Deshalb passt dieser Vogel super zum Image von Cervezas Isla Verde.
„Grüne-Insel-Biere“ würde der Name der Manufaktur in Tijarafe auf Deutsch heißen. Und so produziert Gino nicht nur natürliche Ales, sondern arbeitet dabei ganz im Sinne der Isla Verde:

Picara – der Schelm: Das obergärige Sommerbier errang beim Wettbewerb der Hausbrauereien in Madrid Silber. Foto: La Palma 24
Ich braue mit Respekt für die Umwelt: Auf dem Dach befinden sich Module zur Strom- und Warmwassergewinnung aus Sonnenenergie. Darüber hinaus kommt Biodiesel zum Einsatz, den eine Firma in Las Manchas aus Ölresten von Restaurants auf der Insel herstellt. Den restlichen Strom, den wir benötigen, beziehen wir von einem Anbieter regenerativer Energie. Für diese Umstellung erhalten wir sogar ein Zertifikat, das den Betrieb mit 100 Prozent Erneuerbaren bestätigt. Vor allem aber freut es mich ganz persönlich, auf diese Art etwas für die Insel und das Klima zu tun.
Der kreative Mann, den es einst von Belgien nach La Palma verschlug, ist nicht nur in Sachen Umwelt gerne mal ganz vorn. Auch beim internationalen Wettbewerb der Hausbrauereien in Madrid 2017 gehörte er am Schluss zu den Besten der 120 Teilnehmer: Sein obergäriges Sommerbier Pícara errang eine Silbermedaille, und es gab zweimal Gold: Einmal im Bereich der Weißbiere für Ginos Weizenbier Indiana und einmal in der Kategorie „beste belgische Biere“ für sein dunkles, glutenfreies Julieta Negra. Zum letzteren erzählt der avantgardistische Brauer eine Geschichte:
Dieses Bier habe ich nach meiner Tochter Julieta genannt. Denn sie ist Zöliakierin und hat immer wieder gefragt „Papa, wann machst Du mal ein Bier ohne Gluten?“ Also habe ich eines kreiert: Die Basis von Julieta ist zwar ganz normales Gerstenmalz, aber das darin enthaltene Gluten wird im Moment der Fermentation eliminiert. Wir haben es in einem renommierten Labor in Belgien viermal prüfen lassen, und es entspricht der strengen EU-Norm für glutenfreie Biere. Ich braue nun “Julieta Rubia” – das ist ein sogenanntes “golden Ale” – und das dunkle, aus vier Malzsorten bestehende “Julieta Negra”. Letzteres ist übrigens das erste Schwarzbier in Spanien ohne Gluten.

Gepflegte Gastlichkeit: Olivia lässst die Biere von Gino in spezielle Trappistenkelche fließen. Foto: La Palma 24
Prickelnd über die Zunge rinnt auch das sechsprozentige Schwarz-Ale Danza del Diablo, das ebenfalls aus vier Malzsorten hoher Qualität sowie etwas Karamel- und Schokoladenmalz gebraut wird. Das zart-bittere, rebellische Pícara kommt mit 5,5 Alkoholprozenten daher, gehört zu den Golden Ales und hat eine Handvoll Weizen im Rezept. Das erste waschechte Weißbier aus Ginos Craft-Beer-Werkstatt namens Indiana erhält seine spezielle Note durch etwas Orangenabrieb und Koriandersamen:
Indiana ist nicht so bitter wie zum Beispiel Weizenbiere aus Berlin oder Bayern. Ich braue es nach belgischer Art. Das Geheimnis bei allen Bieren ist, die Balance zwischen Bitterkeit, Körper und Aromen zu finden. Es ist leicht, ein starkes Bier mit viel Alkohol oder ein bitteres Ale herzustellen, wie es gerade in den USA Mode ist. Aber davon kannst Du nur eines trinken. Ich dagegen versuche Biere zu brauen, die Lust auf mehr machen…

Die Biere von Gino gibt es in vielen Supermärkten, Bars und Restaurants – aber man kann auch in der Gasthausbrauerei Flaschen mitnehmen. Darüber hinaus findet man die frechen Ales aus Tijarafe auf Messen oder gastronomischen Events im Jahreslauf auf La Palma. Und auf der Internetseite kann man die ehrlichen Cervezas ebenso wie die Trappistenkelche bestellen!
Ginos Ziel war von Anfang an „handwerkliche und ehrliche“ Biere zu kreieren. Und so reifen seine Ales ohne produktionsbeschleunigende Enzyme, Klärzusätze oder Schaumstabilisatoren mit einem angenehmen Kohlensäuregehalt. Das dazu nötige Know-how hat der Wirtschaftsingenieur während seiner Arbeitzeit in belgischen Brauereien erworben, und dementsprechend basieren seine Rezepte auf der traditionellen „Witbier“-Herstellung. Auch seine Zutaten stammen zum Großteil aus einem 200 Jahre alten Familienbetrieb in Belgien, wobei der Chef der Cervezería Isla Verde in Zukunft mehr Rohstoffe aus La Palma integrieren will. Allerdings gibt es die Cervezas Isla Verde nicht nur hier:
Inzwischen verkaufen wir sie auch in den großen Supermärkten auf Teneriffa und Gran Canaria – etwa bei Al Campo, Carrefour oder Corte Inglés. Auf La Palma gibt es sie in allen Niederlassungen der Spar-Gruppe, in den Filialen von Hiperdino und bei Max Coop. Außerdem natürlich in vielen Lokalen rings um die Insel, etwa in der Bar von Laly in Puerto Naos, im Carpe Diem oder im La Marmota und Re-Belle in Tazacorte, im La Luna in Los Llanos oder im Tasca Castillo in Garafía, um nur ein paar Beispiele zu nennen. In einigen Lokalen kommt das Bier aus dem Fass, in anderen aus der Flasche.
Natürlich gibt es die Kreationen von Gino schon immer in seinem Wirtshaus in Tijarafe zu kaufen. Dort können die Gäste die Brauanlagen-Technik aus Belgien, Italien, Deutschland und der Slowakei vom Gastraum aus durch ein Glasfenster betrachten. Ein Gag: Eine Pipeline unter dem Boden führt direkt von der Brauerei ins Tresenfass, und von dort sprudeln die leckeren Ales schäumend in die unverwechselbaren Trappisten-Kelche aus Belgien. Zum Erfolg von Cervezas Isla Verde trägt natürlich nicht zuletzt die bierig-deftige Küche des Lokals bei, erklären Gino und seine Frau Jolanta:

Bierige Küche in der Gasthausbrauerei in Tijarafe: Hervorragend zu den Craft-Beers von Gino munden zum Beispiel Pilzlasagne oder Kichererbsenkroketten. Foto: Cervezas Isla Verde
Es gibt sowohl palmerische Spezialitäten wie Conejo en Salsa oder hausgemachten Ziegenkäse als auch Auszüge aus der deutschen Küche. Zum Beispiel unsere Bauernwürste, die wir selbst herstellen. Das Rezept dazu bekamen wir von einem deutschen Nachbarn, der oft zu uns kommt und unbedingt seine Lieblingswürste zum Bier essen wollte… (beide lachen).
Neben der festen Karte gibt es tagesaktuelle Überraschungen für die Gäste. Serviert werden die Gerichte und Tapas zum einen im Gastraum des Lokals, das übrigens dereinst der Ballsaal von Tijarafe war. Zum anderen gibt außen zwei kleine Biergärten, wo man sich die abwechslungsreiche Küche sowie die teuflisch guten Biere von Gino schmecken lassen und dabei die sensationelle Aussicht auf den Atlantik genießen kann.
Öffnungszeiten: Täglich von 13 bis 22 Uhr, nur am Dienstag ist Ruhetag. Auf der Website von Cervezas Isla Verde steht alles über die Brauerei und das Gasthaus – und die Biere von Gino sind im Online-Shop bestellbar! Unser Tipp: Die hausgebrauten Ales aus Tijarafe stehen in manchen Lokalen von La Palma nicht auf der Karte, obwohl sie im Kühlschrank schlummern. Fragen Sie danach – auf Spanisch geht das ganz einfach so: “Hay Cervezas Isla Verde aquí?”
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